DESIGNING VOICES präsentiert vorrangig Konzertperformances. Als Einführung in die unterschiedlichen Praktiken vokaler Performancekunst werden die ungewöhnlichen Instrumente und deren Spielpraktiken, eine performative Lesung und audiovisuelle Werke vorgestellt – alle mit dem Ziel, die charakteristischen Merkmale sowie die faszinierenden Eigentümlichkeiten zeitgenössischer vokaler Performancekunst im gegenseitigen Spiel mit Instrumenten, Medien und neuen Technologien zu beleuchten.
Das Motto der Ausgabe von DESIGNING VOICES 2023 lautet Vokalaktionen. Damit sind zum einen diejenigen Aktionen gemeint, die über die herkömmliche Nutzung der Stimme hinausgehen und sog. erweiterte Stimmtechniken (extended vocal techniques) zur Anwendung bringen. Zum anderen kann der stimmliche Ausdruck auch dadurch ausgedehnt werden, indem computer- und sensorbasierte Technologien zum Einsatz kommen, die bestimmte Aktionen, Gesten und Bewegungsabläufe nach sich ziehen. Dies ist der Fall, wenn vokale Performancekünstler*innen gestenkontrollierte Live-Elektronik in Verbindung mit ihrer eigenen Live-Stimme anwenden, wie z.B. FRANZISKA BAUMANN den „Sensorglove“, TONE ÅSE ihr Instrument mit „Genki Wave Rings“ oder ALEX NOWITZ sein „Strophonion“. All diese einzigartigen live-elektronischen Instrumente erwarten ein gut eingeübtes Aktions- und Bewegungsvokabular, das die Performer*innen während der Darbietung abrufen. Auf das jeweilige Instrument bezogen, kommen sehr eigenwillige Vokalaktionen zum Ausdruck.
Im Laufe des Festivals werden zudem Klarinette, Bassetthorn, Tuba, Klavier und Orgel zu hören sein, aber auch seltenes Instrumentarium, wie die live-elektronisch manipulierte Talkbox von CHRISTOPH REISERER oder RICHARD SCOTTs einzigartige Kombinationen von Analogsynthesizern.
Die lange Nacht der kuriosen Stimmen findet in der fabrik POTSDAM am 27. Oktober 2023 statt und stellt bezaubernd fesselnde Vokalkünstler*innen, wie ISABELLE DUTHOIT (FR, Stimme & Klarinette) und KATIA GUEDES (BR/DE, Sopran & Objekte) vor, sowie höchst eigenwillige Musiker*innen, wie CARL LUDWIG HÜBSCH (DE, Tuba & Stimme), CHRISTOPH REISERER (DE, Bassetthorn, Talkbox & Live-Elektronik) und RICHARD SCOTT (UK/DE, Analogsyntheziser). Zur Einführung stellt ALEX NOWITZ die Lecture-Performance „WHAVES—Wer hat Angst vorm erweiterten Stimmenklang“ vor.
In Kooperation mit KünstlerInnen bildet DESIGNING VOICES den Rahmen, um die Erarbeitung einzigartiger Konzerterlebnissse zu ermöglichen. 2023 sind dies die Vokalkünstler*innen und Musiker*innen des international besetzten Quartetts operadicals. Gegründet während der ersten Ausgabe von DESIGNING VOICES 2021 in Berlin, setzt es sich zusammen aus TONE ÅSE (NO, Stimme & Live-Elektronik mit Genki Wave Rings), FRANZISKA BAUMANN (CH, Stimme & Live-Elektronik mit dem Sensorglove), ALEX NOWITZ (DE, Stimme & Live-Elektronik mit dem Strophonion) und STEN SANDELL (SE, Stimme & Klavier/Orgel).
Das Quartett operadicals entwickelt im Rahmen des Festivals DESIGNING VOICES Werke für Solo-, Duet-, Trio- und Quartettbesetzungen sowie für Chor und stellt diese in zwei Konzertperformances vor, „Vokalaktionen 1“ in der PARETZ Akademie und „Vokalaktionen 2“ in der Französischen Kirche POTSDAM. Es entstehen faszinierende Vokallandschaften in Form von Chorminiaturen, die zusammen mit Laienchorsänger*innen vor Ort erarbeitet und in das Konzert integriert werden. Die Laienchorsänger*innen sind Mitglieder der Brandenburgischen Chöre KETZINER HAVELKLÄNGE und SALTO TONALE, die beide der Dirigent, Sänger und bildende Künstler Tobias Kielinger leitet. Unterstützt wird die musikpädagogische Arbeit von SABINE VOGEL (DE), die mittels der Zeichendirigiersprache ‚Soundpainting‘ die Sänger*innen in die Ausdruckssprache aktueller Musik einführt. Die Gesten der Dirigentin werden unmittelbar in Klang und Musik umgedeutet. Somit steht also auch der Aspekt der Vermittlung ganz im Zeichen des Festivalmottos Vokalaktionen.